Forschungsprojekt Status der …GS. …sterreichische Gebūrdensprache in Schule und Forschung 2006-2007


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Sprache Macht Wissen

Die Studie “Sprache Macht Wissen“ (DOWNLOAD) wurde im Jahr 2006/2007 durchgeführt. Ziel des Projekts war es, den Ist-Zustand des österreichischen Bildungswesens für gehörlose und hörbehinderte Menschen im primären, sekundären und tertiären Bereich aufzuzeigen, mit besonderem Fokus auf die sprachlichen Aspekte und die Verwendung der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS).

Die Studienautorinnen Verena Krausneker und Katharina Schalber dokumentieren auf über 500 Seiten die Situation gehörloser und hörbehinderter Studierender, SchülerInnen und ihrer LehrerInnen und geben erstmals einen umfassenden qualitativen Einblick in österreichische Bildungsangebote für gehörlose/hörbehinderte SchülerInnen und die Situation gehörloser Studierender an der Universität Wien.

Ausgewertete Daten

Die Studie ist sozialwissenschaftlich angelegt und basiert auf sowohl quantitativen als auch qualitativen Methoden der Datenerhebung. Es wurden schriftliche und mündliche Daten in Gehörlosenschulen und Integrationsklassen (74 Interviews und Nachgespräche, Fragebogenerhebung mit SchulleiterInnen, LehrerInnen und LandesschulinspektorInnen), sowie an der Universität Wien erhoben (9 Fragebögen, 14 Interviews und Gespräche). Weiters wurden teilnehmende Beobachtungen in 4 Gehörlosenschulen und in Integrationssettings im Ausmaß von 115 Stunden (38 Settings) durchgeführt.

Ergebnisse…

Die Studienergebnisse zeigen, dass das Bildungswesen in Österreich für gehörlose/hörbehinderte SchülerInnen und Studierende reformbedürftig ist und chancengleiche Bildungsmöglichkeiten für diese Personengruppe nicht immer gegeben ist. Die entscheidenden Punkte scheinen dabei der sprachliche Aspekt (Spracherwerb) und die Akzeptanz der Hörbehinderung durch hörende LehrerInnen und BildungspolitikerInnen zu sein.

… im Schulbereich

Die Verwendung von ÖGS als Bildungssprache ist in österreichischen Gehörlosen-Bildungsangeboten nicht verankert. Dies zeigt sich im Unterricht mit gehörlosen/hörbehinderten Kindern, sowohl in Gehörlosenschulen als auch in integrativen Schulsettings. Der Schulalltag der gehörlosen/hörbehinderten Kinder ist (meist) monolingual, also lautsprachlich Deutsch, und ein barrierefreies Lernen bzw. der Erwerb von sprachlichen und kognitiven Fähigkeiten mittels ÖGS wird weder ermöglicht noch gefördert. Dieser Fokus auf lautsprachlich-orientierten (auditiv-verbalen,...) Unterricht macht sich auch in der LehrerInnenausbildung bemerkbar, sowie in den (personellen und materiellen) Ressourcen, die an Schulen zur Verfügung stehen.

Weiters können Negation von Gehörlosigkeit und ein starker Normierungsdruck auf gehörlose/hörbehinderte Kinder und ihre Eltern festgestellt werden, die dazu führen, dass der Einsatz von und Glaube an technische Hilfsmittel über die Bedürfnisse der Kinder gestellt werden und das praktische Potential von ÖGS als barrierefrei zugängliche Bildungssprache nicht erkannt bzw. aktiv verleugnet wird.

… im universitären Sektor

Auch an der Universität Wien ist ÖGS als Bildungssprache und als Grundlage für einen barrierefreien Zugang zu Informationen und Wissen ein zentrales Thema, was sich v.a. durch die Forderung der gehörlosen Studierenden nach mehr gedolmetschten Lehrveranstaltungen und Zugang zu DolmetscherInnen zeigt. Im Gegensatz zum Schulbereich konnten jedoch steigende Akzeptanz und großes Interesse an ÖGS festgestellt werden, die sich am starken Bedarf an ÖGS-Kursen am Sprachenzentrum der Universität Wien und außeruniversitären Einrichtungen ablesen lassen und am großen Interesse der Studierenden der Universität Wien, ÖGS als Minderheitensprache zu erforschen und weitere Aspekte zu studieren erkennbar sind.

An der Universität Wien gibt es jedoch kaum Forschung und Lehre zu diesen Themenbereichen. Diese wären dringend notwendig, um die Qualität der Lehre zu verbessern, um dem Status der ÖGS als rechtlich anerkannter Sprache in Österreich gerecht zu werden und das Bildungsangebote für gehörlose/hörbehinderte Menschen in Österreich zu verändern.

Reformbedarf

Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich ein Reformbedarf des Bildungswesens für gehörlose/hörbehinderte Menschen ablesen und zahlreiche konkrete Vorschläge und Ideen ableiten. Diese werden in Form von drei Innovationspaketen am Ende des Berichts präsentiert.

Forschungszeitraum: 1. August 2006 bis 31. August 2007
Projekt-Initiator: das Innovationszentrum Universität Wien GmbH/Sprachenzentrum.
Finanzierung: Sprachenkompetenzzentrum Graz (bm:ukk) und der Universität Wien
Forschungsteam: Dr.in Verena Krausneker, Mag.a Katharina Schalber (siehe
auch > Team)

 

English abstract of the study report "Sprache Macht Wissen" (Word, 40 kb)

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